Sonntag, 13. Dezember 2009

Das kurze Hemmed [Fragen an die Leser]

Kennst Du das einsame Hemmed?
Letztens schrieb ich "und da sitz ich nun in meinem kurzen Kleid", was natürlich eine an die Realität angepasste Verdrehung von "nun steh ich hier in meinem kurzen Hemd" war. (Oder wie heißt es: Nun steh ich hier? Nun steh ich da? Nun stand ich da?) Isabo und ich überlegten vorhin, wo das eigentlich herkommt. Da wir beide das kurze Hemd kannten und Google auch, schließen wir Familienslang aus, ich tippe als Ursprung auf irgendeine Theater-Oper-Literatur-Quelle. Diese allerdings kennt Google nicht, oder zumindest nicht unter den ersten zig Treffern.
Weiß es einer unserer kundigen Leser? Ist das kurze Hemd, in dem man nun steht, einfach Volksmund, oder überlebt hier ein Zitat völlig losgelöst von seinem ihn einst umhüllenden Text? Einsam wie das Knie, das einsam durch die Welt geht. Oder das einsame Hemmed. (Flattertata, flattertata. Der's trug, ist baß verdämmet!/ Flattertata, flattertata. Es knattert und rattert im Winde./ Windurudei, windurudei. Es weint wie ein kleines Kinde./ Windurudei, windurudei. Das ist das einsame Hemmed.)
Das einsame Hemmed kommt von Morgenstern, doch wem gehört das kurze?

7 Kommentare:

  1. Vermutlich Volksmund? Wikiquote hat nüscht dazu.

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  2. hm, sagt mir (nordostdeutsche mit sächsischem vater) gar nichts. daher kann das nicht kommen.

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  3. @frauniepi, mir als Nordwestdeutscher mit thüringisch-sächsischem Vater (und nordmitteldeutscher Mutter und sächsischen und mittelnorddeutschen und nordostdeutschen Großeltern)allerdings schon. Ist da mehr Trennendes oder mehr Verbindendes in der Herkunft?

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  4. uh ha, mehr verbindendes als gedacht. mein lieber schwan! (allgemein norddeutsch?)

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  5. Das "hemmet", ich erinnerte und versuchte es mit t am Ende, taucht, wenn man es so sucht, in den Zimmerischen Chroniken auf (schwäb. Familienchronik aus dem 16. Jh.; Werk zur Volks- und Adelskultur) Im frühnneuhochdeutschen Wörterbuch gibt es einen Verweis auf eine Edition von K.A. Barack, in der folgende Textstelle vorkommt:
    "dem gueten mann vielen die hosen under die knie herab, und dieweil er gar ein kurz hemmet anhet, das dannocht aller zerrissen und voller löcher war, so kont er sich wol nit hüeten oder bewaren."
    Vielleicht hat sich von dort das kurze Hemd auf den Weg in die Neuzeit begeben?

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  6. @doktormama, oh, Danke, toller Beitrag. Und erstaunlich, ich habe Morgensterns "Hemmed" eigentlich nur assoziativ herbeizitiert, weil Morgenstern mir immer einfällt und das einsame Hem(me)d auch vom Bild, der Stimmungslage gar nicht so schlecht zum kurzen Hemd passte. Aber dass man sich über dieses Zusatzzitat möglicherweise zu einer der ursprünglichen Quellen durchrecherchieren kann - toll. Chapeau und Danke!

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  7. Mein Vater schrieb - will das aber nicht hierher schreiben - dass er den Ausdruck nicht regional oder so verorte, sondern ihn eigentlich nur im Skat- und Doppelkopf-Bereich kenne.

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