Freitag, 28. September 2007

Und nach Feierabend noch Scherereien mit der Frau

Die Ankündigung des Fernsehkrimis in der heutigen SZ erinnert mich an einen Witz, den ich nicht zusammenkriege. Ungefähr so: "Erwin, du hier tot auf dem Boden? So kenn ich dich ja gar nicht."
(Kennt den jemand? Den Witz mein ich, nicht Erwin?)
Die SZ macht das so:
"Als der Journalist Elmar Borgel nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommt, kann er seinen Augen kaum trauen: auf dem Küchenboden liegt seine Frau Sandra - ermordet."
Und das nach einem anstrengenden Tag. Geht doch nicht.

Bücherstöckchen

Ein Stöckchen von Isa, Dankeschön!

Liest Du gerne?
Ja. Ich bin ganz freiwillig Literaturwissenschaftlerin geworden und auch nicht aus Mangel an Alternativen.
Und ich übersetze Literatur auch nicht primär darum, weil man damit so furchtbar reich wird.
Also: Ja!
[Ich wollte hier einen Exkurs zur oft gestellten Frage schreiben, ob man nicht durch ein Literaturstudium, durch Literaturanalysen und Textkenntnis die Freude am Lesen und an Literatur verliert. Es wurde aber gerade zu wirr und zu ausufernd, darum kurze Antwort: Nein! Lange Antwort: Später.]

Wenn ja, welches Genre?
Romane, Lyrik, extrem kurze Prosa.
Zeitungen (bis zum Abo-Ende noch SZ und Spiegel, bis letzte Woche auch FAS).
Blogs (siehe rechts).
Comics (zuletzt gekauft: Toda Mafalda (Gesamtausgabe). Jetzt schon zu Weihnachten gewünscht: Calvin & Hobbes Gesamtausgabe im Schuber).

Ich lese auch Sachbücher, manche gerne, manche nicht so. Viele dieser Sachbücher handeln allerdings wieder von Literatur. Aktuell liegt aufgeschlagen neben mir: Ibáñez Langlois: Para leer a Parra (Seite 101, und das seit Stunden.)
Ich lese fast nie (mehr) Theaterstücke (zuletzt Ionescu: Die kahle Sängerin, zu empfehlen).
Nicht so sehr mein Fall sind Erzählungen mittlerer Länge (also von Kurzgeschichte bis Novelle); für mich bitte entweder richtig verdichtet (halbe Seite?) oder richtig ausführlich. Dennoch liegen neben dem Sachbuch gleich fünf Bände mit argentinischen Erzählungen, aus denen ich noch ein gutes halbes Dutzend Texte auswählen und dann im Winter behandeln (lassen) muss.
Ich lese eigentlich nie Bedienungsanleitungen. Und ebenso selten und fast ebenso ungern Fantasy.

Dein letztes Buch hieß wie?
Ich lese parallel. Auf Deutsch zuletzt zu Ende gelesenes ganzes Buch: Anna Funder: Stasiland, was ich zusammen mit Ossip Mandelstam: Gedichte (in Übersetzung von Paul Celan) geschenkt bekommen habe. Zuletzt "mal wieder" gelesen: gestern Abend Borcherts Kurzgeschichte "Nachts schlafen die Ratten doch" für Percantos Hausaufgabe. Zuletzt "angeschafft" im weiteren Sinne, nämlich per Fernleihe bestellt und gerade erhalten: Juan Luis Martínez: La nueva novela.
Und diese Stapel links von mir sind alle in Arbeit. Bei den Büchern auf dem Nachttisch habe ich den Faden verloren.


Würdest Du es weiterempfehlen?
Stasiland habe ich schon weiterempfohlen.
La nueva novela.Tja... Wem? Ich finde es spannend, allerdings nicht wegen der Geschichte - ich bin noch nicht sicher, ob es überhaupt eine hat. Der Titel "Der neue Roman" ist Programm, es handelt sich um ein formales und inhaltliches Experiment, Auflösung der Genregrenzen zwischen Lyrik und Prosa, aber auch zwischen Literatur und Kunst oder zwischen Autor und Leser. Der Leser bekommt zum Beispiel auf einer Seite eine ganze Reihe Arbeitsaufabgen - ein Verb erfinden, das eine sehr komplexe Situation (die auf vielen Zeilen beschrieben wird) bezeichnet; ein Wort so oft nacheinander aussprechen, bis es abhebt und frei im Raum schwebt etc.

Auf einer Seite, auf der es um Fische geht, sind zwei Angelhaken eingeklebt.
Obwohl es ein spanischsprachiges Buch ist, enthält es auch ein deutsches Morgenstern-Gedicht. Solche Dinge.
Wäre es meines, würde ich es sicher anderen Leuten zeigen und zum Staunen einladen, mir fallen aber gerade wenige Leser ein, denen ich es als Urlaubs- oder Schreibtischlektüre ans Herz legen würde.

Warum hast Du Dir genau dieses Buch zugelegt?
Auf der Suche nach etwas ganz anderem habe ich ein Zitat aus diesem Buch gefunden, das ich mochte: "Los pájaros cantan en pajarístico, / pero los escuachamos en español." Etwa: Die Vögel singen auf vogelsch, aber wir hören sie auf Deutsch. Bzw. Spanisch. Und dann wollte ich sehen, wie der Rest vom Buch ist.

Welches war das miserabelste Buch, das Du je in der Hand hattest?
Inhaltlich? Sprachlich? Ich weiß nicht. "Je" ist ganz schön lang.
Aber eines der technisch miserabelsten Bücher war eine Piraten-Ausgabe von Vargas Llosas La casa verde. Ein Klassiker, den ich aber eben wegen dieser Ausgabe nie zu Ende gelesen habe. In Arequipa (Peru), wo ich damals lebte und das Buch gekauft hatte, waren nur Raubkopien zu bekommen - und die Lektüre war zu unsinnlich und zu frustrierend, besonders für eine Spanisch-Anfängerin. Ich habe das Buch sogar noch (fürs Kuriositäten-Kabinett), aber ist eigentlich unlesbar: In Druckerschwärze ertrunkene Wörter, nicht mehr zu entziffernde Buchstaben in 2 Punkt-Größe mit Tinte für 20 Punkt und auf jeder Seite entweder oben ein bis drei Zeilen abgeschnitten oder rechts die jeweils letzte Silbe. Oder beides. Tut mir leid, Mario.

Bist Du ein Bücherquäler? Entsorgst Du z.B. die Schutzumschläge, machst Eselsohren oder besudelst die Seiten?
Ein Bücherquäler? Ich hoffe nicht. Keine Eselsohren, keine Schutzumschlagsentsorgung. Aber ich markiere und unterstreiche oder male Fragezeichen an den Rand - mit Bleistift. Ich habe mich schon als Kind mit meinem Klavierlehrer gestritten, weil er Fingersätze mit Kugelschreiber eintrug. Das geht gar nicht, weder in Noten noch in Büchern, und das halte ich auch heute noch so. Aber so wie ich in Partituren Zeichen und Singanweisungen eintragen muss, muss ich auch Literatur oft mit Bleistift lesen. Nicht zu reden von Sachbüchern. Gewidmete Ausgaben, Objektbücher wie die Nueva Novela, die meisten Gedichtbände und andere ästhetische Genüsse lasse ich in Frieden, und wenn ich ein Gedicht analysiere oder übersetzen will, mache ich vor dem Bekritzeln eine Kopie und verziere dann die. Aber ich schreibe in Bücher, ja. Ist das Besudeln?
(Musterbeispiel für lieblosen Umgang ist für mich ein Südamerika-Reisender, der sich einen dicken Schmöker mitgenommen hatte und jeden Abend die Seiten, die er gelesen hatte, rausriss und wegwarf. Um Gewicht zu reduzieren. Hm.)

Was machst Du mit den Büchern, wenn Du sie gelesen hast?
Wenn sie gut waren: Noch ein wenig in meiner Nähe behalten. Wieder lesen. Verleihen. Irgendwann einen schönen Regalplatz für sie suchen.
Wenn sie schlecht waren: Mit Missachtung strafen. Nicht zu Ende lesen. Einen versteckten Regalplatz suchen. Sie wieder in die Bibliothek bringen.

Stöckchen weiterreichen:
Merlix (von dem ich eine der schönsten Blog-Geschichten der letzten Zeit gelesen habe. Die andere schönste Blog-Geschichte der letzten Zeit kam von Martina, die den Stock schon hat).
Etosha (auf deren Blog ich schon seit ein paar Tagen nicht komme).
Cassandra (von der ich hoffe, dass sie trotz ihrer Augenplage lesen kann und mag).

Donnerstag, 27. September 2007

Falsche Zielgruppe

Ein älterer Herr mit langem Haar unter der Mütze geht mit einem kleinen Jungen an der Hand durch die Fußgängerzone.
"Wir gehen gleich zur Mama", sagt der Herr, "ich will nur kurz hier gucken." Die beiden bleiben vor dem Schaufenster des Schuhladens stehen und betrachten schweigend die Auslage.
Nach einer Weile schüttelt das Kind den Kopf: "Hier gibt es aber keine Schuhe für Opas."
Der Herr: "Nein?"
Das Kind: "Nein. Nur Schuhe für Onkels."

Mittwoch, 26. September 2007

Absurde Schilder [3]




[Klicken vergrößert: "Nicht geeignet für Kinder unter 3 Jahren wegen verschluckbarer Kleinteile."]
Gefunden auf einer handelsüblichen Frisbee-Scheibe. Zum Größenvergleich ein handelsüblicher Daumen (links).

Samstag, 22. September 2007

PINGUINE!

Wie toll! Eine Pinguin-Webcam! Auf dieser Seite der Provinz Chubut kann man 72 Stunden lang - bis morgen Abend - live verfolgen, wie die Magellan-Pinguine in ihrer "Sommerfrische" in Patagonien ankommen.
Zwischendurch Landschaft und Guanacos. "Vigília de pingüinos." Ich bin entzückt.

Donnerstag, 20. September 2007

Obelisco embanderado

Sechseinhalb Jahre nach Aufnahme unserer ganz privaten bilateralen Beziehungen in Buenos Aires feiern auch unsere Länder: 150 Jahre bilaterale Beziehungen zwischen Argentinien und Deutschland - 1857 repräsentiert von General Justo José de Urquiza und Friedrich Wilhelm IV, König von Preußen, 2001 von Percanto und mir.
Das heißt, die Argentinier feiern, und zwar so:


[Foto: Clarín]
Hat jemand mal das Brandenburger Tor angeguckt kürzlich? Ist da auch irgendwelches blau-weißes Tuch zu sehen?

Mobiler Rechtschreibservice

Anfrage per SMS:
"Hallo Percanta! Wie schreibt man am liebsten? Groß oder klein? Am Lliebsten alte Schreibweise. Gruß M."
Antwort per Blog: Sowohl als auch.
"Was ich am Liebsten am liebsten mag, sind seine braunen Augen."

Dienstag, 18. September 2007

... _ _ _ ... / Sierra Oscar Sierra

... oder "Germany no points".
Heute wieder: Highlights meiner telefonischen Sprechstunde. Und das in Gegenwart einer Anglistin, der schon nach fünf Minuten die Tränen (Lachen? Verzweiflung?) auf die Akten tropften. Ich sollte Eintritt nehmen.

Anruf aus Tunesien.
Tunesier: "Do you speak English?"
Percanta: "Yes, I do." [More or less.]
T: "What?"
P: "Yes! English."
T: "Ok. I want to know if you got my fax."
P: "Well, let's have a look. What's your name?"
T: "My name? Why?"
P: "I want to see if I've got your fax, but I don't know who you are. What's your name?"
T: "... ... .... Hm. No. My name no."
P: "Okay, what did you want to know? Why did you send the fax?"
T: "What?"
[wir blenden für 10 min. aus. Am Ende bitte ich ihn, mir seine Frage einfach noch einmal in einer Mail zu schicken.]
T: "But you can send a fax!"
P: "No... I don't know who you are, I don't know your number, AND I don't know what you wanted to ask. So I can't respond."
[Wir einigen uns dann doch, dass er mir mailt. Ich soll ihm unsere E-Mail-Adresse diktieren. Da wir gefühlte 700 Mal am "@" scheitern, bitte ich ihn, die Adresse von der Homepage zu holen, dort wo er auch die Faxnummer gefunden hat.]
T: "Okay. Tell me the address of webpage."
[Gut. Wir versuchen es erneut. Die Buchstabenfolge ist in der Wiedergabe hier verändert...]
P: "We start once again from the very beginning. First letter is F. F like France."
T. "Ok."
P: "I. I like India."
T: "India?"
P: "Like India. Or like Ireland."
T: "Ah. Or like... Ice. Or like I."
P: "Or like Ice. Ok. Next one: G. G like Germany."
T: "WHAT?"
P: "G. Like Germany. Or Ghana."
T: "What? Spell more slow!"
P: "Dddschiiiiii. Germany. The first letter of the word "Germany". Or Ghana. Or Great Britain."
T: "G. Hm. With one or with two points?"
P: "G - without points! Like ..."
[...]
P: "... and than a "minus". "
T: "WHAT?"
P: "It's not a letter. It's a sign. A little line. Minus."
T: "what?"
P: "Minus, like in mathematics. To subtract. That little sign, it's like a flying line, horizontally."
T: "Ah, that's not a minus. That's a slash."
[...]
P: "V. The next letter is V. V like Vietnam."
T: "Double-U."
P: "No, not double, just one of them. A single V. Pointed below. Sharp. Not double. And not an U."
[...]
P: "... and another G. G like Germany. Ghana. Great Britain."
T: "With two points?"
[...]

Nein, internationaler Code geht nicht besser. Ich werde es in Zukunft direkt mit Buchstabenbeschreibungen probieren.
P. Like a tennis-racket.
Q. Like a cat. The back of a sitting cat.

Oder mit dem Flaggenalphabet.
G. 3 blaue und 3 gelbe Streifen. Vertikal.
V. Rotes Kreuz auf weißem Grund. Auch: "Ich brauche Hilfe."
Und schließlich N. Blaue und weiße Quadrate, 4 x 4. N. Heißt auch "NEIN". Oder: "Abbruch der Wettfahrt."
Abbruch der Wettfahrt. Sofort.

Montag, 17. September 2007

Ideal literario

Fijar escenas para preservarlas de la destrucción del tiempo.

[Augusto Monterroso, La Letra E]

Freitag, 14. September 2007

Fledermauskotze

Percanto beschwert sich, drastisch in Wort und Gestik, über das Mensa-Essen.
"... und dieser Salat ist so ekelig! Er ist sowieso abartig, aber heute - der ekelhafteste Salat von allen war heute auch noch warm!!"

Wir nennen es "Sauerkraut".

Donnerstag, 13. September 2007

Ich hab ja sonst nichts zu tun

War ja auch blöd, anzunehmen, das könnte so klappen.
Wenn man die Bahncard 25 auf Bahncard 50 umstellt, kündigt man die alte Karte innerhalb der Laufzeit und schließt für die 50er einen neuen Vertrag. Man muss dann den vollen Preis für die neue Bahncard zahlen und bekommt den schon gezahlten Betrag für die 25-Karte für die Monate, die man nun nicht mehr nutzen wird, auf sein Konto überwiesen.
So wurde es erklärt, so haben wir es gemacht. Also, ich. Die haben das nicht so gemacht. Jedenfalls besitze ich zwar seit einiger Zeit eine Bahncard 50 und habe meine alte 25er schreddern lassen. Bisher habe ich allerdings kein Geld für die nicht genutzten Monate zurückbekommen, dafür heute aber Post:
Sehr geehrter BahnCard-Kunde [mit BinnenMayuskel, ganz wichtig],
heute erhalten Sie Ihre neue BahnCard 25. Damit sparen Sie ab sofort bei jeder Bahnfahrt innerhalb Deutschlands 25% [...]. Unterschreiben Sie gleich Ihre neue BahnCard 25 auf der Kartenrückseite. Dann können Sie ein ganzes Jahr lang sparen, Vorteile mitnehmen und Punkte sammeln. Ihre BahnCard 25 verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr. [...]
Äh, nein.
Nein, ich will nicht 25 % sparen, ich will nicht unterschreiben und vor allem möchte ich keine automatische Verlängerung.

PS: Neu! Bezahlen mit der BahnCard (Lastschrifteinzug) bei Buchung im Internet oder per Servicetelefon. Probieren Sie es aus!
Nein! (Auch das Entsperren der Sparkassenkarte war zwar mühsam, aber es hat nun geklappt, und ich gedenke nicht, mir eine Zweit-Bahncard als Zweit-Geldkarte zu halten!)

Wahrscheinlich lässt es sich irgendwie klären, wahrscheinlich werden sie die Karte zurücknehmen und vielleicht bekomme ich dann auch nur ein oder zwei Rechnungen für meine tolle neue BahnCard 25.
Und wahrscheinlich war es eben einfach blöd von mir anzunehmen, dass es auf Anhieb klappen könnte. Tut es sonst ja auch nicht.
Nachdem ich jedenfalls die Zeitung nach einer Abounterbrechung wegen Auslandsaufenthalt weitere zwei Monate nicht bekam, schoben sich die Zusteller ja auch nur gegenseitig die Schuld zu und die Dame von der Zeitung versprach dann, mir die zwei Monate gutzuschreiben, änderte aber stattdessen mein Studentenabo in ein reguläres Abo, zum doppelten Preis. Und bietet mir nach meiner Kündigung jetzt an, die Lieferung sofort einzustellen. "Ja, dann bekämen Sie ab morgen keine Zeitung mehr. [...] Ja, Sie hatten schon den ganzen September bezahlt. [...] Hm, das ist wahr, dann ist das kein Vorteil für Sie, wenn Sie die bezahlten Zeitungen nicht mehr bekommen."

Und auch mein Verleger bezahlt ja nicht nur mein Honorar nicht, sondern lässt stattdessen Rechnungen verschicken für die über die Freiexemplare hinausgehenden Bücher. Vor dem Stichtag für mein Honorar im März, weshalb ich (brav + naiv + im Glauben an das Gute im Menschen) diese Rechnung sogar bezahlt hatte. [File under: "Dinge, die ich bereue."]
Seitdem hüllen sie sich in Schweigen.

Nein, ich wundere mich nicht. Und morgen geh ich halt mal wieder zur Bahn.
Genervt.



Dienstag, 11. September 2007

Nachtrag zu "Yo pisaré las calles nuevamente..."

Nachtrag mit mehr Text. Es ging mir unten vor allem um das Lied, bei dessen Liveaufnahme von Pablo Milanés ich bei 1'33 min - nach dieser Youtube-Version gemessen - jedes jedes jedes Mal Gänsehaut bekomme. Das Video ist Beiwerk, die Wahl fiel nur auf diese Version, weil sie außer aneinandergefügten Fotos auch Filmsequenzen hat. Beiläufig zeigt der Film einige der Großen; abgesehen von Allende, um den es (im Video) ja geht, im Schlussbild natürlich Neruda, vorher zum Beispiel Víctor Jara (0'33 - 0'37, im schwarzen Pullover rechts) und Violeta Parra (0'50 - 0'52). Zwei Sekunden lang ist ein Plattencover der Gruppe Illapu zu sehen (0'56 - 0'58), und der rechte der drei sitzenden Musiker ist Patricio Valdivia ("el Pato Valdivia"). Keiner der ganz großen Berühmtheiten, aber ihn habe ich in Santiago kennengernt; zwei Wochen vor seinem Tod waren wir mit 'meinem' Dichter und einem weiteren Schriftsteller zusammen Mittag essen. Drei Freunde, die mich mitnahmen zu einem spontanen und ganz privaten Mittagessen in einem versteckten Restaurant der Feuerwehr. Ich hatte Patricio gegenüber gegessen. Am Morgen dieses Tages war ein Gründungsmitglied von Illapu gestorben, wie er uns erzählte, er war gleichzeitig still und aufgewühlt, traurig und voller Energie – Trauer um den Freund, Wut, die er von einer politischen Veranstaltung am Vormittag mitbrachte, und im Umgang mit seinen Freunden war er warm und zärtlich.
Zwei oder drei Wochen später war auch Patricio Valdivia tot, an Herzstillstand gestorben, an "gebrochenem Herzen", sagte F. Mein Brief-Tagebucheintrag vom 27.10.2005 endete so:
"Ich kannte ihn kaum, aber ich habe ihn in einem sehr emotionalen Moment kennen gelernt, und auch wenn dieser Augenblick mit dem Tod zu tun hatte, schien er selbst doch fern davon zu sein. Voller Wut und Trauer und anderen Dingen, und voller Leben, und auch gar nicht alt. Schwer zu fassen."
Patricio Valdivias Tod hat mit dem 11. September nichts zu tun, auch wenn ich mir damals angesichts seiner merkwürdig vernarbten Handflächen Gedanken machte, was ihm wohl widerfahren sein mochte in der Diktatur.
Diese Mischung aus Zärtlichkeit, Wut, Enthusiasmus und Tod zieht sich allerdings durch viele der Berichte über und aus Chile, die ich gerade sehe und lese. Abendlektüre ist im Moment Canto truncado, die von seiner Frau Joan Jara verfasse Biographie Víctor Jaras. Und wenn man recht vertraut ist mit ihnen, haben sie auch ihn schon umgebracht.
Yo pisaré las calles nuevamente /
de lo que fue Santiago ensangrentada, /y en una hermosa plaza liberada /me detendré a llorar por los ausentes...

Perdonen que sea llorona.

Yo pisaré las calles nuevamente...

Sonntag, 9. September 2007

Finale

Nasse Hände, flache Atmung, Puls zwischen 88 und 96.
Magnesia für die Riege auf dem Sofa, bitte.

44 tage - ausnahme/zustand

Neiki als Artist in Residence bei Percanta.
In der Sidebar gibt es seit heute Nacht und noch fast 44 Tage lang Kunst.
Nach "H&M Schleyer" 1997 und 2002 (rechts eines von 12 Bildern der Serie 2002) fertigt Neiki dieses Jahr 44 tagesaktuelle Versionen eines deutschen Herbstes, die Schlagzeile der Stunde wird immer hier zu sehen sein, die gesamte Serie - in process - nebenan auf seiner eigenen Seite.
Den standesgemäßen Anfang von "44 tage - ausnahme/zustand" machte am 5. September Frau Merkel, als weitere Protagonisten folgten Stegner, Fritz G. und gestern Bin Laden (im Moment noch in der Sidebar). Wer heute und morgen teilnimmt, hängt noch von der Nachrichtenlage ab.
Ich bin gespannt.
Bis Neikis Gästebuch aktiviert ist, dürfen Nachrichten an ihn gerne hier hinterlassen werden. In Vorwegnahme der Online-Durchsuchung werden wir das Postgeheimnis nicht wahren.

Samstag, 8. September 2007

Anderthalb



Zimmer einer spanischen Studentin, HH.
[Klicken vergrößert / macht lesbar. Siehe auch ANDERTHALB.]

Donnerstag, 6. September 2007

Anteilnahme

Schon wieder eine Erkältung, die aber brav sukzessive verläuft, erst Halsweh (so geht's immer los), dann wandert es rum. Jetzt sind wir bei Schnupfen, und als ich vorhin mal wieder in der Sparkasse war (Aktion im Automaten steckengelassene Karte, Episode 7, Teil "Ihre Karte wird aus Sicherheitsgründen einbehalten") und mir beim Warten die tränenden Augen hinter der beschlagenden Brille trocknete, fragte mich die Dame an der Information mitleidig: "Oh, haben Sie neue Kontaktlinsen?"
Neue Kontaktlinsen, traue der Sache aber noch nicht und habe sicherheitshalber auch die Brille aufgesetzt? Neinm, nmur Schnmpfn.

[Und Kartesperren kostet 10 Euro. Entsperren viel Zeit.]

Merk(-)würdige Vergleiche [1]

Sascha Lehnartz in der FAS über das young.euro.classic Festival:

"Die sinnfreien Punkte im Titel unterstreichen die Sperrigkeit eines Festival-Namens, der klingt wie ein Staubsauger, der ein altes Fünfmarkstück unter dem Sofa verschlingt."


Dienstag, 4. September 2007

Deutsch als Fremdsprache [neue Briefe]

guten Tag meine Rammen und monsieurs

ich bin Herr HXXX AXXX ich bin ein neuer Abiturient, und ich will meine Studie in Deutschland beenden, und es ist für ce-là, daß ich eine Einschreibung in Ihrer ehrenwerten Einrichtung um ein Zertifikat des daf-Tests zu haben und danke haben will, für Ihr Verständnis


[eine Mail, heute, dienstlich]

Montag, 3. September 2007

Jauchzet, frohlocket


Seit dem 31. August gibt es wieder Schoko-Weihnachtsmänner. Und Lebkuchen. Und Dominosteine.
Pöh.
Und im Karo-Markt in Hamburg die Schoko-Osterhasen zum halben Preis.