Als norddeutsche Protestantin schwachen Glaubens bei einer Erstkommunion im Ruhrgebiet. Ich habe mich gefühlt wie auf Exkursion.
Bei der Messe herrschte Fotografierverbot, was aus Konzentrations- und Andachtsgründen zu begrüßen, aus völkerkundlich-fotografischer Sicht allerdings bedauerlich ist. Der Pastor, der mich beim Textteil "manche Eltern kommen nach der Kommunion nie wieder her" schon so böse fixiert hatte, sprach dieses Fotoverbot zu Beginn des Vorbereitungsgottesdienstes, am Ende des Vorbereitungsgottesdientes und zu Beginn des Gottesdienstes noch einmal aus: "Die Familien machen bitte während der Messe keine Fotos, ja", und ich wollte mich eigentlich melden und sagen, dass ich Ethnologin aus Niedersachsen sei, oder dass ich von der GEO-Redaktion käme und darum auf jeden Fall fotografieren..., aber man soll ja nicht lügen, auch in der Kirche nicht. Am Nachmittag beim Dankgottesdienst (vor dem Erinnerungsgottesdienst am Montag bin ich abgereist) durfte man aber. Zwar nicht ganz explizit, aber nachdem vorne schon Gegenstände gesegnet wurden und die Kinder ihre Schau-Prozession um die Kirchenbänke beendet hatten, habe ich das Verbot für aufgehoben gehalten und bin nach vorne gegangen, die feine Contax am Auge und sofort ein Dutzend Väter hinter mir, die nur auf ein Zeichen zumm Knipsen und Filmen gewartet hatten. Schöne National-Geographic-Momente hatte ich schon verpasst, die Kerzenprozession, die Verwandlung von Brot in Hostien oder das Weihwasserspritzen und die Reaktion meines Patenkindes, das sich schüttelte und sich das Wasser mit dem ganzen Arm aus dem Gesicht rieb. Aber immerhin, ein wenig Pastor, Ministranten und weiße Kleidchen hatte ich noch.
Dass man sich fremd fühlt, wenn man als einzige aufsteht, wo die anderen knien, hatte ich erwartet, die Liturgie immer in die falsche Richtung zu singen ist auch völlig in Ordnung. Aber all diese kleinen Bräute, die kindgerechte Zerkleinerung aller Bedeutung in Verbindung mit dem Anspruch, das Taufversprechen nun, da sie alle groß und verständig seien, zu erneuern, die Verherrlichung von Dingen, das war schon sehr befremdlich.
Und warum müssen moderne Kirchen so hässlich sein, und warum dürfen sie statt mit Orgelbrausen nur mit modernen Anbetungsliedern gefüllt werden, diesen von Keyboard und Gitarre begleiteten Poesiealbum-Texten?
Selten so lutheranisch gefühlt.
Dass man sich fremd fühlt, wenn man als einzige aufsteht, wo die anderen knien, hatte ich erwartet, die Liturgie immer in die falsche Richtung zu singen ist auch völlig in Ordnung. Aber all diese kleinen Bräute, die kindgerechte Zerkleinerung aller Bedeutung in Verbindung mit dem Anspruch, das Taufversprechen nun, da sie alle groß und verständig seien, zu erneuern, die Verherrlichung von Dingen, das war schon sehr befremdlich.
Und warum müssen moderne Kirchen so hässlich sein, und warum dürfen sie statt mit Orgelbrausen nur mit modernen Anbetungsliedern gefüllt werden, diesen von Keyboard und Gitarre begleiteten Poesiealbum-Texten?
Selten so lutheranisch gefühlt.
Übrigens ist das kleine Mädchen mit der Kerze mein Patenkind; sie ist nicht identisch mit dem chilenischen Luftballonmädchen oben rechts im Blog.
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